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Text von Iona Poldervaart zur Ausstellung „Mit Systemen spielen“ im Haus zur Glocke, Steckborn
(Ausschnitt)

Zwischen Spiel, Experiment und Kontemplation entstehen die weitgehend audiovisuellen Arbeiten von raar, die als offene Situationen eine Vielzahl von Interpretationen ermöglichen.
Für den Adolf Deucher-Quai entwickelte das Künstlerduo, bestehend aus Richard Albertin und André Ribi, die Arbeit Pegel, die anlässlich des Hochwassers in Steckborn eine besondere Aktualität erhält und Fragen zum Nebeneinander von Mensch und Natur öffnet. Die Installation besteht aus einer Anordnung verschiedengrosser Pegelstandsanzeigen, die an Betonverankerungen ins Wasser eingelassen wurden. Als schwimmende Bojen sind sie den Prozessen der Umwelt ausgesetzt, bewegen sich mit Wellen und Wind und steigen oder sinken mit dem Wasserspiegel. So zeigen sie stets den gleichen Pegel an und verfehlen ihre Funktion. Diese Irritation ermöglicht eine Verlagerung der Aufmerksamkeit auf das Wasser als Element zwischen den Einzelteilen der Installation, welches diese massgebend bestimmt.
Auch bei anderen Arbeiten von raar erkenne ich Situationen, die zwischen dem Material der Installation, zwischen den verschiedenen Teilen des Systems entstehen. Die Künstler entwickeln Systeme, die durch undefinierte Bereiche Irritationen hervorbringen und so Bedeutungsebenen der Zwischenräume zulassen: Bei Blau geht aus dem Spiel zwischen LED-Lämpchen und tropfenförmigen Spiegelfragmenten eine Projektion hervor, die als Kontrast zum sichtbaren technischen Aufbau einen blauen Schleier an die Wand zeichnet. Die Arbeit Gruppierung produziert durch die Interaktion zwischen den von kleinen Elektromotoren bewegten Plastiksäcken raschelnde Geräusche. Und bei Gegenbrandung beschreibt sogar die gesamte Arbeit einen Zwischenraum, der durch das Zusammenführen von Bildaufnahmen aus Biarritz und Tonaufnahmen aus Steckborn entsteht.

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