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Text von Iona Poldervaart zur Ausstellung „Mit Systemen spielen“ im Haus zur Glocke, Steckborn
(Ausschnitt)
Zwischen Spiel, Experiment und Kontemplation entstehen die weitgehend audiovisuellen Arbeiten von raar, die als offene Situationen eine Vielzahl von Interpretationen ermöglichen.
Für den Adolf Deucher-Quai entwickelte das Künstlerduo, bestehend aus Richard Albertin und André Ribi, die Arbeit Pegel, die anlässlich des Hochwassers in Steckborn eine besondere Aktualität erhält und Fragen zum Nebeneinander von Mensch und Natur öffnet. Die Installation besteht aus einer Anordnung verschiedengrosser Pegelstandsanzeigen, die an Betonverankerungen ins Wasser eingelassen wurden. Als schwimmende Bojen sind sie den Prozessen der Umwelt ausgesetzt, bewegen sich mit Wellen und Wind und steigen oder sinken mit dem Wasserspiegel. So zeigen sie stets den gleichen Pegel an und verfehlen ihre Funktion. Diese Irritation ermöglicht eine Verlagerung der Aufmerksamkeit auf das Wasser als Element zwischen den Einzelteilen der Installation, welches diese massgebend bestimmt.
Auch bei anderen Arbeiten von raar erkenne ich Situationen, die zwischen dem Material der Installation, zwischen den verschiedenen Teilen des Systems entstehen. Die Künstler entwickeln Systeme, die durch undefinierte Bereiche Irritationen hervorbringen und so Bedeutungsebenen der Zwischenräume zulassen: Bei Blau geht aus dem Spiel zwischen LED-Lämpchen und tropfenförmigen Spiegelfragmenten eine Projektion hervor, die als Kontrast zum sichtbaren technischen Aufbau einen blauen Schleier an die Wand zeichnet. Die Arbeit Gruppierung produziert durch die Interaktion zwischen den von kleinen Elektromotoren bewegten Plastiksäcken raschelnde Geräusche. Und bei Gegenbrandung beschreibt sogar die gesamte Arbeit einen Zwischenraum, der durch das Zusammenführen von Bildaufnahmen aus Biarritz und Tonaufnahmen aus Steckborn entsteht.
MoorArt 2023 / Das Feld
Es wäre zwar naheliegend und verlockend, eigentlich würde es auf der Hand liegen oder mindestens im Bereich des Möglichen, aber nein! Die Nachahmung der Natur ist nicht das, was uns umtreibt. Vielmehr interessiert uns, über sie nachzudenken: über ihren Stellenwert, unser Nebeneinander mit ihr, über uns. Es reizt uns nicht nur hier in diesem verwunschenen Park unseren Gedanken nachzuhängen sondern auch dort wo Blattgrün und Mohnrot, Kornblumen- blau und Goldregengelb Akzente setzen, wo Huflattich auf brachem Boden blüht und sich Sauerampfer noch behauptet, dort neben der Autobahnbaustelle. Auch da, wo immergrüner Cotoneaster und Heckenmyrthe die Grünzonen neben dem akkuraten Rasen pflegeleicht machen. Nicht zu vergessen auch die Wildnis da und dort, in der sich die herrlich blühenden Gewächse ausbreiten mit ihren verführerischen Far- ben und den lustigen Namen: Bärenklau! Springkraut! Knöterich! Goldrute! Wassernabel! Essigbaum!
Ist „das Feld“- so selbstverständlich es da stehen mag - nicht auch ein Fremdkörper oder ein Gegen- satz zu seiner natürlichen Umgebung? Auf den zweiten Blick zeigen sich Parallelen dazu...
Was mögen die einzelnen Elemente, was das ganze Feld verkörpern?
Und - was ist da beim genaueren Hinhören zu vernehmen?
Zum einen mögen diese Fragen die Wahrnehmung des momentanen Umfeldes im Moor schärfen, zum anderen vielleicht auch zur Frage verleiten, inwieweit das Seleger Moor eine Idylle ist - oder eben auch betroffen von vielen komplexen äusseren Einflüssen.
André Ribi und Richard Albertin
Galerie Fafou / 2022
Rumor kann doch sowohl als Lärm, Tumult oder dumpfes Geräusch aber auch als Gerücht oder im Fall von rumoren als unterdrückte Unruhe, ein dumpfes Geräusch verursachend, herumspuken, lärmend poltern, geräuschvoll hantierend, grollen, gären, scheppern gelesen werden. Die ausgestellten Installationen, Objekte, Cyanotypien, Projektionen nehmen alle in ihrer eigenen Art und Weise Bezug auf diesen seltsamen Begriff, regen an zu Assoziationen, rufen Erinnerungen wach, lassen Gedanken schweifen.
Vielschichtige Installationen
«RUMOR 1» etwa ist eine Rauminstallation. Die Arbeit besteht aus mehreren scheinbar schwebenden Stahltafeln unterschiedlicher Dimensionen, die mit mechanischen Mitteln zum Vibrieren gebracht werden. Die Installation ist mit mehreren Sinnen wahrnehm- und erlebbar; auditiv durch die emittierten Geräusche, visuell durch die unterschiedlichen Bewegungen der Stahlflächen, emotional durch die eigene Interaktion mit der Installation. Wer sie betrachtet aktiviert oder deaktiviert sie durch eigenes Betreten, eigene Bewegungen, Stillstehen. So entstehen unterschiedlichste Geräuschnuancen, die von Stille über leises Klopfen bis hin zu mehrschichtigem Rumoren reichen.
Während auch «RUMOR 2» und «RUMOR 3» irgendwo im Zwischenraum von kinetischer Plastik und Geräuschobjekt verortet sind und sowohl visuelle als auch akustische Wirkung haben, führen die verschiedenen Videoarbeiten in bewegte Weiten tonlos, still. Abgerundet wird die Ausstellung durch eine Serie von Cyanotypien, Bilder von einem Element, das in den anderen Arbeiten in je ihrer eigenen Art auch präsent ist:
Wasser. So abstrakt die Bilder erscheinen, so wirklichkeitsnah sind sie.
Das Künstlerduo verwendet für die verschiedenen Arbeiten unterschiedlichste Materialien und Techniken, die es immer wieder neu auslotet, damit experimentiert und kombiniert: Stahl, Motoren, Video, Ausgedientes, Plastiksäcke, Fotografie...
Quelle: https://hallowil.ch/rumor-ausstellung-in-der-galerie-fafou.html
raar
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